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Die Geschichte von Schloss Deidesheim

Erinnerung an die Residenz der Fürstbischöfe zu Speyer

In einer Gemarkung, in der sich der Weinbau 770 nachweisen läßt, wurde Deidesheim am Ende des ersten Jahrtausends als Tochtersiedlung des bereits 699 als Didinneschaim genannten Niederkirchen gegründet. 

Nachdem der Ort im Jahre 1100 dem Hochstift Speyer zugefallen war, erreichten die Fürstenbischöfe kurze Zeit später an dessen Nordostecke eine Wasserburg zum Schutz des neuen Besitzes. Ihr begegnen wir zum erstenmal im Jahre 1292; damals bewirtete hier Bischof Friedrich den deutschen König Adolf von Nassau. Das Dorf Deidesheim erhielt durch den Fürstenbischof Gerhard das Recht, „sich mit Mauern, Türmen und Toren zu umgeben“ und wurde 1395 durch König Wenzel zur Stadt erhoben.

Die fürstbischöfliche Burg ließen die Landesherren nach der Stadtrechtsverleihung erweitern und 1478 im Osten mit einem großen Bollwerk versehen. Doch spielte sie als Verteidigungsanlage nie eine große Rolle; Bedeutung hatte die Burg für Deidesheim nur als Sitz der fürstbischöflichen Verwaltung: Hier wohnte der bischöfliche Amtmann, hier residierte der Bischof, wenn er in der Stadt weilte, hier nahm er nach seiner Wahl die Huldigung seiner Untertanen entgegen und in den Kellern, Scheuern und Speichern lagerten die Abgaben an Wein, Getreide und Früchten. Aus dieser Zeit stammt auch der heutige Weinkeller, in dessen Sandsteingewölben die Weine unseres Gutes ihre volle Reife erfahren.

Mit dem größten Teil Deidesheims ging 1689 auch das Schloß – wie die Burg seit dem Mittelalter auch genannt wurde – in Flammen auf. 1698 wurde der Südflügel als Wohnsitz des Amtmanns durch Deidesheimmer Handwerker wieder aufgebaut. 

Der Speyerer Fürstbischof Damian Hugo befahl jedoch 1729 seinem Baurat, das Schloß in einen solch wohnhaften Zustand zu bringen, daß er, wenn er das Jahr hindurch öfter nach Deidesheim komme, darin mit seinen Leuten wohnen könne. 10 Jahre später begannen endlich die Bauarbeiten unter der Leitung von Johann Georg Stahl, eines Schülers Balthasar Neumanns, der am 14. Oktober 1740 seinen Meister an Ort und Stelle vom Stand der Arbeit unterrichten konnte.

Der 1746 fertiggestellte Neubau war eine geräumige Vierflügelanlage, in die der alte Bergfried und 4 mittelalterliche Türme einbezogen waren und die von Gräben umzogen wurde.

Mit den prächtigen Fürstensitzen des Barock konnte sich unser Schloß jedoch nicht messen, seine Einrichtung war recht bescheiden. Ein Verzeichnis des Mobiliars weist unter anderem aus: „8 Bettladen mit Vorhang, davon 4 mit Florentiner Vorhang, 1 mit altindianischem Damast, 3 mit Leinen. 48 Bettladen ohne Vorhang. 22 Waschtische, darunter 6 mit Vorhang. 17 Spiegel, 11 Kleiderstöcke, 8 Perückenstöcke, 40 Nachtgeschirre, teils Porzellan, Irden und von Stein. 50 Tische, darunter 4 Spieltische.“

Die Anwesenheit des Pfälzer Kurfürsten Carl Theodor im Jahre 1770 war das glanzvollste Ereignis in der kurzen Geschichte des barocken Schlosses, das schon Ende des 18. Jahrhunderts in den Stürmen des französischen Revolutionskriege untergehen sollte. 1794 wurde es von farnzösischen Truppen gründlich geplündert und in den folgenden Jahren als Steinbruch ausgebeutet. Der letzte bischöfliche Amtmann mußte 1797 froh sein, für die noch vorhandenen Balken und Ziegeln 620 Gulden zu bekommen.

Das Gelände mit samt den Trümmern des Schlosses ersteigerten 1804 in Mainz mehrere Deidesheimer Bürger. Von 1804 bis 1817 errichtete der neue Besitzer Heinrich Georg, Vorfahr mütterlicherseits der Familie Kern, das heute noch stehende Gebäude und gründete für seine beiden Söhne hier je ein Weingut. Die Mauer im Hof ist heute noch Zeugnis der getrennten Gutshöfe.

Im Jahre 1942 übernahm Dr. Josef Kern das Anwesen und die Weinberge des Schwiegervaters Eugen Georg und gab, da von der Familie Georg keine männlichen Nachkommen mehr da waren, dem Gutsbetrieb den Namen „Weingut Dr. Kern Schloss Deidesheim“.
Die Bezeichnung als „Schloß“ hält die Erinnerung an die alte Residenz der Speyerer Fürstbischöfe und an längst vergangene Zeiten wach.

1950 errichtete Dr. Josef Kern einen Gutsausschank im Schloß. Weine aus eigenem Anbau werden seither hier ausgeschenkt, die Tradition der Familie, welche seit 1715 sich dem Weinbau verschrieben hat, wird fortgesetzt.

Nach dessen Tod im Jahre 1960 führte sein Sohn Gottfried Kern das Weingut weiter, das heute als mittelständisches Familienunternehmen bewirtschaftet wird. Auf die Qualität und den fachgerechten Ausbau der Weine wird großen Wert gelegt.
1973 wurde der Gutsausschank erweitert und zur Erinnerung an die früheren geistlichen Burgherren, welche sich auf das Weintrinken vortrefflich verstanden, erhielt die neue Stube am 1. März 1975 den Namen „Fürstbischöfliches Amtszimmer“.

Der alte Burggraben wurde im Jahre 1974, die Parkanlage um das Schloß im Jahre 1976 der Stadt Deidesheim überlassen. Die Grünanlage erfreut sich heute großer Beliebtheit bei Bürgern und Gästen unseres weinfrohen Städtchens.

Jedermann möge sich in diesen Mauern wohlfühlen und auf der Schloß-Terrasse, von altem Gemäuer umgeben, im Schatten ehrwürdiger Bäume, die Sorgen des Alltags vergessen!

 

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